Lebendige Denkmäler – so erhält und pflegt die Stadtgärtnerei historische Gartenanlagen

Basel ist reich an stadtbildprägenden Bau- und Gartendenkmälern. Aufgrund ihrer kunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung sind sie ein wichtiger Bestandteil des Stadtbildes und als solche schützenswert. Deshalb betreibt die Stadtgärtnerei Basel seit zwei Jahren eine Fachstelle für Gartendenkmalpflege. Die rege Nachfrage nach dem richtigen Umgang mit historischen Gärten bei Planungs- und Bauprozessen oder auch bei Baugesuchen zeigt deutlich den Bedarf einer kompetenten Anlaufstelle, die zwischen Gartenkunst, Baukultur, Stadtentwicklung und Zeitgeschichte vermittelt.

Basel verfügt über etliche historische Gärten und Parks. Der Anspruch, historische Strukturen und heutige Bedürfnisse aufeinander abzustimmen, ist hoch. Darum richtete die Stadtgärtnerei vor zwei Jahren eine Fachstelle ein. In der Schweiz ist dies – neben Zürich und Bern – nun die dritte offizielle Fachstelle, entsprechend gross ist der Bedarf nach Gartenkultur-Fachwissen. Die Fachstelle Gartendenkmalpflege erfasst historische Anlagen, nimmt ihren gartenkünstlerischen Wert auf und dokumentiert ihn – in der Fachsprache heisst dies Inventarisation. Wird ein Park saniert oder erneuert, begleitet die Fachstelle die Planung und achtet darauf, Schützenswertes zu erhalten und Erneuerungen nach denkmalpflegerischen Grundsätzen zu integrieren. Die häufigsten Nachfragen betreffen den richti­gen Umgang mit Gärten in den Planungs- und Bauprozessen oder auch bei Baugesuchen.

Weil es sich bei Gärten – anders als bei Bauten – um Objekte handelt, die wachsen und sich somit ständig wandeln, besteht ein Grossteil der Arbeit der Fachstelle im Erarbeiten und Weiterentwickeln von ortsbezogenen Parkpflegewerken. Ein Parkpflegewerk analysiert, dokumentiert und bewertet den Bestand und die Geschichte des Ortes. Es beinhaltet – einer Gebrauchsanweisung gleich – Vorgaben zur denkmalgerechten Pflege und Erhaltung, aber auch zur Weiterentwicklung historisch bedeutsamer Parks und Grünanlagen. Erarbeitung und Umsetzung dieser Werke erfolgen in Rücksprache mit dem Grünflächenunterhalt, dem kantonalen Naturschutz sowie der Kantonalen Denkmalpflege. Es beugt Fehlentwicklungen und Verlusten vor und wird auch dann erstellt respektive aktualisiert, wenn keine aktuellen Eingriffe in die historische Substanz anstehen. So bestehen für etliche Gärten und Parkanlagen in Basel Parkpflegewerke, beispielsweise für den Schützenmattpark, die St. Albantor-Anlage und den Petersplatz sowie für den Friedhof am Hörnli und den Wolfgottesacker.

Ein wichtiger Partner der Fachstelle Gartendenkmalpflege ist die Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt. Nach dem Vorbild des bereits bestehenden Inven­tars der schützenswerten Bauten, welches von der Kantonalen Denkmalpflege nachgeführt wird, erstellt und führt die Fachstelle Gartendenkmalpflege ein Inventar der schützenswerten Gartenanlagen. Saniert die Stadtgärtnerei eine Grünanlage oder gestaltet sie neu, berücksichtigt sie allfällig historisch bedeutsame Bauten wie alte Villen, Wirtschaftsgebäude oder auch kleine Kunstbauten und -objekte. Ein gutes Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist der Schützenmattpark: Im Volkspark von 1899, dessen ursprüngliche Anlage fast unverändert erhalten ist, wurden bestehende Kleinbauten im ursprünglichen Erscheinungsbild belassen und ihnen teilweise neue Funktionen zugewiesen. Die Stadtgärtnerei koordiniert dabei, auch mit weiteren externen Fachexperten, die Planung und ist für den Unterhalt der Grün- und Wegeflächen besorgt. Sie bestimmt die Bepflanzung und die Ausstattung wie Sitzgelegenheiten und das Kinderspielangebot. Bei Sanierungsbedarf oder im Falle einer Umnutzung von Bauten im Park stimmt sie sich mit der Denkmalpflege ab. Oftmals steht die Geschichte der Gebäude in Parkanlagen in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Umgebung, was in der zukünftigen Entwicklung von Bauten und Garten ablesbar bleiben soll.

Vor dem Hintergrund des herrschenden Siedlungsdrucks und einer bisher mangelhaften Kenntnis für die Erforschung, den Schutz und die Pflege von wertvollen Gartenanlagen sucht die Fachstelle aktiv den Dialog sowohl mit der Basler Bevölkerung, innerhalb der kantonalen Verwaltung als auch in Fachkreisen im In- und Ausland. So bringt sie ihr Wissen auch auf nationaler Ebene ein und hat Einsitz in der Arbeitsgruppe Gartendenkmalpflege der ICOMOS Schweiz, einer Landesgruppe des ICOMOS International Council on Monuments and Sites. Mit der schweizweiten Erarbeitung der Liste historischer Gärten und Anlagen will die ICOMOS Städte und Gemeinden beim Schutz und der Pflege historisch bedeutsamer Anlagen unterstützen. Die Fachstelle für Gartendenkmalpflege der Stadtgärtnerei will auch die Basler Öffentlichkeit für das hiesige Gartenkulturgut sensibili­sieren. Sie bietet Führungen durch historische Basler Gärten an, wie beispielsweise am Tag des Friedhofs am 15. September sowie am Tag des Europäischen Denkmals am 22. September 2018.

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