Friedhof Hörnli: 20 Rehe werden in den Jura gebracht

Gemeinsame Medienmitteilung mit der Fondation Franz Weber

In den vergangenen Jahren haben sich die Rehe auf dem Friedhof am Hörnli stark vermehrt – heute sind es ungefähr 60 Tiere. Der Lebensraum auf dem Friedhof ist für einen solchen Bestand zu klein. Die hohe Dichte auf der beschränkten Fläche führt zu Stress und Inzucht unter den Tieren. Zudem fressen die Rehe den Grabschmuck, was für viele Hinterbliebene belastend ist. Der Kanton wollte die Reh-Population daher durch Abschuss regulieren. Um das Leben der Tiere zu retten, hat sich die Fondation Franz Weber (FFW) für eine Verschiebung der Tiere eingesetzt. Im Februar werden nun 20 Rehe in den Kanton Jura gebracht. Ist die Umsiedlung erfolgreich, könnten weitere folgen.

Auf dem Friedhof am Hörnli gibt es seit der Eröffnung einen aus dem angrenzenden Wald eingewanderten Rehbestand. Da die den Friedhof umgebende Siedlung wuchs, die Tiere auf dem Friedhof keine natürlichen Feinde haben, nahezu keinen Störungen ausgesetzt sind und ein üppiges Futterangebot vorfinden, haben sie sich in den vergangenen Jahren hier statt im Wald vermehrt. Haben die Friedhofsgärtner 2020 noch 25 Rehe gezählt, zeigte eine wissenschaftliche Zählung der Fondation Franz Weber (FFW), dass sich aktuell rund 60 Tiere auf dem Friedhof aufhalten. Die grosse Dichte der Tiere und die Anwesenheit mehrerer Rehböcke auf der begrenzten Fläche führen bei den Tieren zu Stress. Viele Tiere sind bei schlechter Gesundheit und es kommt früher oder später zu Inzucht bei den Rehen. Die Tiere fressen frischen Grabschmuck, was für Angehörige sehr belastend sein kann. Hinterbliebene melden sich immer wieder beim Kanton mit der Bitte, dem Problem entgegenzuwirken. Zudem fressen die Rehe junge Bäume und Sträucher, Efeu und Hecken, was die Verjüngung der Gehölze auf dem Friedhof verhindert.

Bisherige Massnahmen zeigten kaum Wirkung
Vor fast drei Jahren wollte der Kanton den Rehbestand durch Abschuss regulieren. Dagegen formierte sich breiter Widerstand. Eine Petition mit über 80'000 Unterschriften forderte den Verzicht auf den Abschuss. Zudem legte die Fondation Franz Weber Rekurs gegen die Abschussbewilligung ein und stellte Alternativen im Sinne des Tierwohls in Aussicht. Ein runder Tisch bestehend aus der Fondation Franz Weber, Vertreterinnen und Vertretern des Bau- und Verkehrsdepartements, des Gesundheitsdepartements, des Justiz- und Sicherheitsdepartements sowie der Gemeinde Riehen haben verschiedene Lösungsansätze evaluiert und unterschiedliche Massnahmen umgesetzt. So wurden neben dem Friedhof probeweise zwei Durchgänge zum Wald gebaut, den aber nur wenige Tiere zum Verlassen des Friedhofs genutzt haben. Zuletzt hat der Friedhof den Blumenschmuck der Gräber zudem vorübergehend mit Gittern geschützt. Es zeigte sich aber rasch: Es braucht eine starke und dauerhafte Reduktion des Bestands. Die Teilnehmenden des runden Tisches kamen zudem überein, dass der obere, naturnahe und waldähnliche Teil des Friedhofs auch künftig für die Rehe zugänglich bleiben soll. Der untere Hauptteil des Friedhofs soll für die Tiere künftig nicht mehr zugänglich sein. 

Pilotprojekt zur Umsiedlung der Rehe im Februar
Die Fondation Franz Weber hat sich für die Umsiedlung der Rehe eingesetzt. Es ist ihr gelungen, für 20 Tiere einen neuen Lebensraum im Kanton Jura zu finden. Im Sinne eines Pilotprojekts organisiert die Fondation die Umsiedlung im Auftrag des Bau- und Verkehrsdepartements und hat hierfür alle notwendigen Kontakte hergestellt. Die Umsiedlung übernimmt das Umweltbüro ECOTEC aus Genf unter der Leitung von Prof. Dr. Claude Fischer, einem anerkannten Wildtier-Spezialisten, der über breite Erfahrung beim Umsiedeln von Rehen verfügt. Das Bundesamt für Umwelt hat die Umsiedlung geprüft und die entsprechende Bewilligung erteilt. Die Rehe werden mit Stellnetzen gefangen und anschliessend in Einzelkisten in den Jura transportiert, wo sie in vorgängig bestimmten Rayons freigelassen werden. Sollte sich herausstellen, dass einzelne Tiere krank oder verletzt sind, so werden diese erlöst. Die Verschiebung der Tiere findet im Februar statt. Der Friedhof bleibt deshalb am 8. und 15. Februar geschlossen. Während des Einfangens der Tiere dürfen sich weder Publikum noch Presse auf dem Friedhof aufhalten, damit die Stellnetze aufgestellt werden können, die Experten konzentriert ihre Arbeit erledigen können und die Tiere möglichst wenig Stress ausgesetzt sind.

Zaun als langfristige Lösung
Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, wird zeitnah eine weitere Umsiedlung der restlichen Tiere ins Auge gefasst. Sobald der Hauptteil des Friedhofs frei von Rehen ist, sollen ein neuer Zaun und ein neues Tormanagement sicherstellen, dass keine neuen Rehe auf das Gelände gelangen. Das Bau- und Verkehrsdepartement erarbeitet derzeit einen entsprechenden Ratschlag zu Handen der Regierung. Aufgrund der zu erwartenden Kosten wird der Grosse Rat abschliessend darüber befinden.

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